War es versuchter Mord? Und waren es tatsächlich drei Täter? An Tag vier im Prozess gegen Daniela Klette ging es um den Überfall auf einen Geldtransporter in Stuhr. Noch viele Fragen sind offen.Der Überfall am 6. Juni 2015 in Stuhr bei Bremen dauerte nur etwa vier Minuten: Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft sollen die drei ehemaligen RAF-Terroristen Daniela Klette, Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub einen Geldtransporter mit knapp einer Million Euro im Laderaum gestoppt haben. Vermummte Täter sprangen aus einem weißen VW-Transporter, der rückwärts gegen die Wand des Supermarkts gefahren war. Drei Schüsse fielen, einer in den Reifen, einer gegen die Scheibe und einer gegen die Beifahrertür des schwarzen Wagens mit der anvisierten Beute. Videos aus einer Überwachungskamera von der Tat wurden am Mittwoch im Oberlandesgericht (OLG) Celle gezeigt.Dort muss sich Daniela Klette seit Ende März unter anderem wegen versuchten Mordes verantworten. Die 66-Jährige bestreitet die Vorwürfe. Auf die Spur des RAF-Trios kamen die Beamten unter anderem aufgrund von DNA-Spuren, die in einem Fluchtfahrzeug gesichert worden waren. Für Klettes Verteidiger sind diese kein Beweis für den vorgeworfenen Mordversuch. Die ehemalige Terroristin war im Februar 2024 nach mehr als 30 Jahren im Untergrund in ihrer Berliner Wohnung aufgespürt und festgenommen worden und sitzt seither in Untersuchungshaft. Aus Sicherheitsgründen verhandelt das Landgericht Verden im Staatsschutzsaal des OLG Celle. Ende Mai soll aber der Umzug in ein eigens dafür umgebautes Gebäude im Landkreis Verden erfolgen.Zeuge: “Habe direkt in ein Mündungsloch geguckt”Der Fahrer des Geldtransporters schilderte bereits am Dienstag als Zeuge seine Todesangst bei dem Überfall vor knapp zehn Jahren. “Ich habe wirklich direkt in ein Mündungsloch geguckt”, sagte der 63-Jährige. Er hatte bei dem Überfall die Fahrertür kurz geöffnet, sodass der Geldtransporter komplett verriegelt wurde. Die Täter flüchteten nach den drei Schüssen, ohne Beute gemacht zu haben. Der zweite Geldbote, der auf dem Beifahrersitz saß, ist inzwischen gestorben. Deshalb wurde im Prozess seine polizeiliche Vernehmung vom Tattag verlesen. “Ich zitterte am ganzen Körper”, sagte der damals 56-Jährige. Sein Kollege habe sehr überlegt gehandelt, indem er alles verriegelt habe. Er habe sich im Laderaum versteckt, auch aus Angst, als Geisel genommen zu werden. Von dort habe er die Schüsse gehört. “Kurz danach war Stille.” Der Zeuge hatte zuvor zwei Täter wahrgenommen. “Ich bin mir sicher, dass es Männer waren”, sagte er am 6. Juni 2015.Teile des Geschosses blieben in Rückenlehne steckenLaut Anklage soll Garweg aus etwa 65 Zentimeter Entfernung durch die Beifahrertür geschossen haben. Teile des Geschosses drangen demnach durch das Sicherheitsglas und blieben seitlich in der Rückenlehne des Fahrersitzes stecken. Staub soll die Lage von hinten mit einem Sturmgewehr gesichert haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Daniela Klette als dritte Täterin eine Panzerfaust-Attrappe auf der Schulter trug.Von mindestens zwei vermummten Tätern sprach ein weiterer Zeuge in dem Prozess. Damals habe er sie für Männer gehalten, wolle aber nicht ausschließen, dass es auch Frauen gewesen sein könnten, sagte der 42 Jahre alte Soldat. Zunächst habe er an eine Übung der Polizei gedacht. Eine Person war dem Zeugen zufolge mit einer Maschinenpistole bewaffnet, die andere mit einer Panzerfaust. Er selbst habe sich geduckt über den Parkplatz zum Infotresen des Einkaufsmarkts bewegt, um nachzufragen und die Polizei alarmieren zu lassen.Waffenkundiger Zeuge hielt Panzerfaust für AttrappeLaut Anklage sollen die drei Ex-RAF-Terroristen einen sogenannten Jammer benutzt haben, sodass niemand von dem Parkplatz aus per Handy den Notruf wählen konnte. Viele Supermarkt-Kunden hatten dem Soldaten zufolge den Überfall gar nicht mitbekommen und weiter Pommes und Wurst gegessen. Es war Mittagszeit. Andere hätten gegafft und gefilmt. Die Panzerfaust habe er unter anderem wegen ihrer Farbe als Spielzeugwaffe wahrgenommen, sagte der Zeuge. Der etwa 1,80 Meter große Träger habe sie wackelig getragen. “Es war ein unsicheres Handeln mit Waffen”, sagte der Soldat. Trio soll mehr als 2,7 Millionen Euro erbeutet habenDie Staatsanwaltschaft Verden wirft Klette neben dem versuchten Mord auch unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor. Das Trio soll Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen und dabei mehr als 2,7 Millionen Euro für ihr Leben im Untergrund erbeutet haben. Die beiden Angestellten der Sicherheitsfirma sagten bei der Polizei aus, dass ein Täter mit osteuropäischem Akzent gesprochen habe. Zudem wurden die Männer als etwa 1,80 Meter groß und zwischen 30 und 40 Jahren, vielleicht sogar jünger beschrieben. Aus Sicht der Verteidigung spricht dies gegen eine Tatbeteiligung von Klette, wie einer der Rechtsanwälte am Mittwoch sagte. Für die 66-Jährige gilt die Unschuldsvermutung.
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Publish date : 2025-04-16 15:17:00
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