Aktenberge, veraltete Technik: Der Justiz haftet teils ein altmodischer Ruf an. Nachwuchs ist jedoch dringend nötig. Um ihn zu gewinnen, werden neue Wege beschritten – und gesungen.Angesichts der Pensionierungswelle in der Justiz möchte die Präsidentin des Berliner Kammergerichts, Andrea Diekmann, Beschäftigte länger an die Justiz binden. “Viele Menschen, die ausscheiden, “brennen” geradezu darauf, ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben und so mit anderen im Kontakt zu bleiben”, sagte Diekmann der Deutschen Presse-Agentur. Dies habe sie über die Jahre hinweg immer wieder in Gesprächen festgestellt. “Dieses Potenzial müssen wir nutzen”, sagte die Juristin. Schließlich gehe es auch um die Weitergabe von wichtigem Wissen. “Ich möchte, dass wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch nach der Pensionierung oder nach der Berentung zum Beispiel mit kleineren Verträgen weiter an uns binden können.”Bei der Richterschaft werde dies schon genutzt – etwa, indem Richter und Richterinnen zuständig seien für Arbeitsgemeinschaften, für Referendare oder auch bei einer Staatsprüfung. “Aber wir nutzen das aus meiner Sicht zu wenig bei Menschen, die im nicht richterlichen Bereich sind.” Gerade hier gebe es jedoch besonders viele Beschäftigte, die aus dem Beruf ausscheiden, wie Diekmann sagte.Stärkeren Kontakt zur Schulverwaltung Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Gerichte wolle sie in diesem Bereich Fortschritte erreichen. “Wir stehen alle vor dem gleichen Problem”, so Diekmann. Sinnvoll sei es auch, wenn bestimmte Aufgaben übertragen werden könnten auf Assessoren oder Rechtspfleger. Nach der Wiedervereinigung seien solche Modelle aus ihrer Sicht erfolgreich gelaufen. Zugleich gelte es, junge Menschen für die Justiz zu gewinnen, betonte Diekmann. Rechtskundeunterricht in den Schulen, der ebenfalls von Senioren gestaltet werden könnte, sei ein Punkt. “Ich bin auch der Meinung, dass wir eine noch stärkere Verzahnung mit der Schulverwaltung haben sollten, weil ich glaube, dass in der Lehrerbildung auch die Praktika mit den Gerichten verstärkt werden sollten”, sagte die Juristin. Bedingungen an Lebensphase anpassenHilfreich für die Flexibilität sei es zudem, dass sich – auch durch die Corona-Pandemie – Möglichkeiten für Homeoffice ergeben hätten. Früher sei dies vor allem Richtern vorbehalten gewesen. “Aber der Bereich erscheint mir noch ausbaufähig. Es geht auch bei der Personalbindung darum, unterschiedlichen Phasen im Leben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht zu werden – etwa im Hinblick auf die Kinderbetreuung oder Pflegezeiten”, sagte Diekmann. Nach Angaben der Senatsjustizverwaltung gibt es 1.570 Richterinnen und Richter (Stand: 1.3.) in Berlin. Davon erreichen insgesamt 81 in den Jahren 2026 und 2027 die aktuelle Altersgrenze für den Ruhestand. Darüber hinaus gibt es 6.034 Beschäftigte bei den Gerichten, von ihnen erreichen dann 108 das Alter für die Rente. Es sei davon auszugehen, dass deren Abschied durch Neueinstellungen kompensiert werden könnten, hieß es. Werbung für die Justiz mit Rap Personalmangel bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften führt bundesweit zu Problemen. Berlin und die fünf ostdeutschen Länder stehen zudem vor einer Pensionierungswelle. Laut Deutschem Richterbund werden dort bis zu 50 Prozent aller Juristen bis 2033 in den Ruhestand gehen.Die Berliner Justiz versucht mit verschiedenen Mitteln für sich zu werben. So gibt es etwa die Kampagne #youstiz, bei der gezielt junge Menschen über Social Media angesprochen werden. Dabei gibt es unter anderem eine eigene Musikproduktion mit Rap-Parts – eingesungen von Justizbeschäftigten.
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Publish date : 2025-04-20 03:15:00
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