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Wie ein Junge aus dem Ruhrpott mit SPD-Hintergrund zum skrupellosen Immobilienmogul aufstieg – nun zählt Henning Conle wohl zu den größten Spendern der AfD.Für ein als Phantom bekannter Mann, der mutmaßlich die AfD im aktuellen Bundestags-Wahlkampf mit 2,35 Millionen unterstützt hat, hinterlässt Henning Conle erstaunlich viele Spuren. Keine Fotos zwar, aber doch Indizien, die kein gutes Bild auf den in Duisburg geborenen Unternehmer und seine Familie werfen. Ein skrupelloser Milliardär, so könnte man sagen, der auf Kosten der Ärmsten reich geworden ist und im Privaten seiner Liebe zur Waffe frönt. Capital wollte mit Conle sprechen, doch die Conle Property Group ließ eine Anfrage unbeantwortet.Die Zeitschrift “Bilanz” zählte Conle noch 2017 zu den 300 reichsten Schweizern. Geschätztes Vermögen seinerzeit: 1,25 Milliarden Franken. Inzwischen hat ihn das Magazin aus der Liste gestrichen, da sie nicht einschätzen konnte, inwieweit das Immobilienimperium mit Hypotheken belastet war. Fundament des Reichtums: Immobiliengeschäfte im sozialen Wohnungsbau. Die hatte der Vater Heinz Conle, ein SPD-Mann, zusammen mit seinem Bruder Kurt in den 1950er-Jahren im Ruhrgebiet begonnen. Das Geschwisterpaar baute fleißig Sozialwohnungen in Duisburg und Mülheim an der Ruhr, auf 18.000 Stück brachten sie es im Laufe weniger Jahre. Die öffentlichen Aufträge haben Vater und Onkel, beide Architekten, wohl auch mittels Bestechungen ergattert. 1961 musste beide sich wegen Bestechung und Betrugs vor dem Landgericht Duisburg verantworten. Der Prozess endete zwar nach dem Tod Kurts 1967 mit einem Freispruch. Das System Conle wurde jedoch auch ohne Verurteilung deutlich.Vetternwirtschaft unter GenossenEs bestand aus Klüngelei und Vetternwirtschaft. Zwischen 1951 und 1958, so schreibt es der “Spiegel” in einem Prozessbericht von 1961, fließen knapp 30 Prozent der Landesmittel, die Duisburg für sozialen Wohnungsbau erhält, weiter an das Architekten-Duo. Insgesamt rund 26 Millionen  Mark. Die Brüder erhalten so viele Aufträge, dass sie sich schnell einen Konzern mit rund zwei Dutzend Firmen aufbauen können. Dahinter steckte ein Deal zwischen Genossen: Der damalige städtische Wohnungsbau-Dezernent Wilhelm Tenhagen heuerte die beiden Brüder als Hausarchitekten für die Wohnungsbaugesellschaft Gebag an, einer bis heute 100-prozentigen Stadttochter. Im Gegenzug verpflichten die Brüder sich, dessen Sohn als Generalbevollmächtigter des Unternehmens einzustellen. 1957 wird Heinz Conle sogar selbst SPD-Stadtrat. Ein Fraktionskollege wird Pächter einer von Conles Gaststätten, ein anderer übernimmt eine Trinkhalle, ein dritter ist Bauleiter in einer der Firmen der Brüder, notiert die “Rheinische Post” in einem Beitrag von 2021 über die “Phantomfamilie Conle”.Es kommt noch schöner: SPD-Chef Erich Ollenhauer fliegt im Bundestagswahlkampf 1957 mit einer Cessna der Conle-Brüder von Ort zu Ort. Sogar als Landesminister ist Heinz Conle im Gespräch. Bis 1958 die Kriminalpolizei anrückt. Ratsmitglied bleibt Conle auch während der Ermittlungen und der Verfahrenseröffnung. Er tritt lediglich 1961 nicht mehr bei der Kommunalwahl an. Immobilie in London und in Henning Conles Wohnort SchweizDie nächste Generation baut den Immobilienbesitz des Vaters weiter aus. Sohn Henning vergrößerte zunächst den Bestand an Sozialwohnungen, teilweise in den sozialen Brennpunkten der Ruhrgebietsstädte. In Hamburg kaufte Conle tausende Altbauwohnungen auf, ließ sie verfallen und kassierte weiter Miete. Er gelte als “Slum Landlord” schreibt einmal die “taz” über Henning Conle: Als jemand, der in heruntergekommenen Vierteln Profit aus Wohnungen schlagen will, ohne in sie zu investieren. Auch in Berlin-Neukölln hat Conle mit dieser Methode Erfolg, seine Geschäfte laufen profitabel. Auf Fragen zu diesen Projekten in Hamburg und Berlin äußerte sich Conle gegenüber Capital ebenfalls nicht.Er investiert nun zunehmend in noblere Objekte an international gefragten Immobilienstandorten. Über die Liechtensteiner Gesellschaft Sirosa Liberty Limited erwarben Conle und seine Familie bis zum Jahr 2014 für 2 Milliarden Pfund Sterling verschiedene Immobilien in London, darunter die “Kensington Roof Gardens”, ein Treffpunkt mit Privatclub, lebenden Flamingos und einem künstlichen Bach auf der Dachterrasse, schreibt “Tagesschau”. Auch in der Schweiz, wo Henning Cole sich in den 1990er-Jahren am Zürichberg niederlässt, sollen ihm zahlreiche Edel-Immobilien gehören. Waffen-Firma und mehrere PatentanmeldungenAls AfD-Spender ist der Immobilienmogul Conle erstmals 2015 in Erscheinung getreten. Damals traf er Frauke Petry, die ehemalige AfD-Vorsitzende, und diente sich ihr als Spender an, so berichtete es diese später gegenüber dem Recherchezentrum “Correctiv” und dem ZDF-Magazin “Frontal 21”. Insgesamt 132.000 Euro an verdeckten Zahlungen konnten dem heute 81-Jährigen im Bundestagswahlkampf 2017 zugeordnet werden, die damals auf AfD-Chefin Alice Weidels Wahlkampfkonto beim AfD-Kreisverband Bodenseekreis landeten. Das Geld war in unauffällige Tranchen gestückelt und über die Konten von zwei Schweizer Pharmafirmen geleitet worden, so der “Spiegel”. Als Verwendungszweck war demnach unter anderem “Wahlkampfspende Alice Weidel Socialmedia” angegeben.Über Conles Motive ist wenig bekannt. Die größte Triebkraft des Menschen sei die Angst, soll er einst Frauke Petry gesagt haben, so berichtet es diese jedenfalls. Womöglich erklärt das auch sein Faible für Waffen. 2015 hat Conle eine Handfeuerwaffe beim Europäischen Patentamt angemeldet. Zweck der Erfindung, so steht es da, eine Waffe zu schaffen, die möglichst einfach und günstig hergestellt werden kann. Zwei Jahre später meldet er beim österreichischen Patentamt eine Schusswaffe mit Patrone an. Ein Waffennarr, der als Unternehmer auch daraus ein Geschäft gemacht hat. Die Alpen Adria Jagd&Sportwaffen GmbH mit Sitz in Villach handelt mit militärischen Waffen und Munition. Geschäftsführer: Henning Conle.



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Author : Monika Dunkel

Publish date : 2025-02-22 20:41:00

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