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Klimaschutz: Boom bei Balkonkraftwerken: So geht Energiewende!

Klimaschutz: Boom bei Balkonkraftwerken: So geht Energiewende!




Was für ein Wachstum: Mehr als 400.000 deutsche Haushalte ernten mittlerweile Strom aus eigenen Balkonkraftwerken. Die neuesten Zahlen zum Solarfieber zeigen, dass Klimaschutz gelingt – wenn die Wirtschaft es richtig angeht.Wer einen Beleg dafür sucht, dass die Energiewende auch volksnah funktionieren kann, sollte sich die Wachstumszahlen bei Balkonkraftwerken anschauen. Rund 400.000 Haushalte haben sich bereits so ein kleines Sonnenkraftwerk zulegt, um nicht nur Kräuter auf Balkonien zu ernten, sondern auch Strom – allein im ersten Quartal kamen über 50.000 Anlagen hinzu. Wahrscheinlich liegt die Gesamtzahl sogar noch deutlich höher, nicht alle Kraftwerke sind bei im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erfasst.Die erste Lehre aus dem Boom: Wer Technik demokratisiert, gewinnt. Bei den Balkonkraftwerken ist richtig gelaufen, was Anbieter von E-Autos verschlafen haben: Es gibt sie in günstig, sie sind somit ideale Einstiegsköder. Wer Sonnenstrom erst einmal kennenlernen möchte, muss nicht gleich für 20.000 Euro oder sogar noch mehr eine Dachanlage kaufen. Er braucht nur ein paar Hundert Euro und eine Steckdose, dann hat er die kostenlose Power von bis zu 600 Watt im eigenen Haus (demnächst sind wohl sogar 800 Watt erlaubt). Dann kann er oder sie laut Verbraucherzentrale sofort bis zu 20 Prozent der eigenen Bedarfs decken. Das ist nicht die Welt, erzeugt aber ein gutes Gefühl, das Richtige zu tun, wie bei der Tomate aus dem eigenen Hochbeet.Durch den Boom werden Balkonkraftwerke immer günstigerJe mehr es von ihnen gibt, desto systemrelevanter werden Balkonkraftwerke. Die 400.000 machen zwar nicht einmal ein Prozent der gesamten deutschen PV-Leistung aus, aber sie verändern das Denken. Strom bekommt sozusagen ein Gesicht, Nutzer lernen, wie erfreulich und preiswert es ist, Energie selbst einzufahren, und gehen schon deshalb verantwortungsvoller damit um. Und durch Skalierungseffekte bei Produktion und Verkauf werden die Solarmodule immer billiger, was wiederum neue Interessenten anlockt.STERN PAID 39_23 Titel Alles auf Grün Sonnenenergie 13-08Was nun folgen muss, ist eine Normalisierung des Systems. Balkonkraftwerke müssen Dinge des Alltags werden, um noch mehr Freunde zu finden. Es gibt unendliche viele Flächen, die nutzbar wären. Idealerweise sollten sie nicht komplizierter zu installieren sein als eine Gartenlampe.Und die Anmeldung wie Anwendung müssen den Regeln des Pragmatismus folgen. Wird überschüssiger Strom ins Netz eingespeist, sollte sich der Stromzähler einfach rückwärts drehen dürfen, so wie es in den Niederlanden Usus ist (bei uns ist das nur vorübergehend erlaubt, man braucht eigens einen teuren « Zweirichtungszähler »). Alternativ müssten alle Netzbetreiber verpflichtet werden, für den eingespeisten Strom eine Einspeisevergütung zu zahlen. Viele schließen das heute noch vertraglich aus.Jetzt braucht es noch Regeln, um Zank zu verhindernVor allem aber gilt es, etwaigen Zank mit Vermietern oder Eigentümergemeinschaften zu vermeiden. Die Bundesregierung hat bereits entschieden, dass Miteigentümer oder Vermieter künftig grundsätzlich Balkonkraftwerke erlauben müssen. Sie sollen als « privilegierte bauliche Änderungen » Teil des Wohnungseigentumsgesetzes (Paragraf 20) werden. Aber noch ist die Regel nicht in Kraft, eventuell im zweiten Quartal. Und: Eigentümer und Vermieter dürfen nach wie vor Bedingungen stellen, auch bei der Optik. Da darf das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Der Deutsche Mieterbund kritisiert, dass nicht klar sei, was damit gemeint ist. Es müssen eindeutige Rahmenbedingungen her, um Nickeligkeiten möglichst selten zu halten.Vielleicht kommt auch der E-Auto-Markt am Ende wieder in Schwung, wenn die Automobilisten von den Balkon-PV-Herstellern lernen und endlich günstige Stromer anbieten: Ohne Einstiegsprodukte entsteht niemals ein Massenmarkt.



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Author : Rolf-Herbert Peters

Publish date : 2024-04-09 12:03:00

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